Bekennender Heiner 2024

Bekennender Heiner 2024

Hans-Joachim Heist

Bekennender Heiner 2024

Vom Hassknecht zum Bekennenden Heiner

Meine Großeltern mütterlicherseits waren echte Darmstädter, meine Mutter ein „Bessunger Mädsche“. Geboren in Jugenheim an der Bergstraße, verbrachte ich aber ein Drittel meiner Kindheit in Bessungen „Im Wingert“, bin also zweisprachig aufgewachsen. Nachdem ich an der Bessunger Kerb mehrfach in die „Brunne Bütt“ gefallen war, entschloss ich mich ein Buch mit dem Titel „Mein Leben außerhalb der Bessunger Brunne Bütt“ zu schreiben, aber leider wurde daraus nichts.

So beschloss ich meinem Leben eine bürgerliche Grundlage zu geben und machte bei der Firma Nohl in Darmstadt eine handwerkliche Ausbildung. Aber mein Drang auf der Bühne zu stehen war übermächtig und so absolvierte ich ein Schauspielstudium in Wiesbaden und war anschließend von 1973 bis 1986 am Darmstädter TAP im alten Mollerbau engagiert. Dort waren wir ganz nah am Heinerfest und unsere Vorstellungen wurden zu einer echten Herausforderung, da direkt vor dem Eingang des TAP ein Weinstand aufgebaut war, an dem man einfach nicht vorbeikam.
Fast 20 Jahre in Darmstadt Theater zu spielen gehört zu meinen schönsten Erinnerungen – eine tolle Zeit! 1983 kam ich über das Staatstheater mit der Hessischen Spielgemeinschaft in Kontakt und spielte, natürlich in bestem Heinerdeutsch in der Posse von Johann Nestroy „Einen Jux will er sich machen“ den Christoph. Bis zum heutigen Tag bin ich der Spielgemeinschaft verbunden und freue mich 2025 im 100jährigen Jubiläumsjahr dieser Institution Darmstadts, den „Datterich“ am Staatstheater spielen zu dürfen. Die Titelrolle in diesem ureigensten Darmstädter Stück von Niebergall spielte ich schon 2022 bei zwei Benefiz-Vorstellungen unter der Leitung von Prof. Dr. Holzhauer mit prominenten Persönlichkeiten wie Helmut Markwort, Margit Sponheimer, Felix Hotz, Volker Bouffier und Rüdiger Fritsch. Mit Letzterem, Präsident des SV Darmstadt 98, verbindet mich die Begeisterung für diesen Verein mit seinen engagierten Mitgliedern, die seine wechselvolle Geschichte treu begleiten. Deshalb war es für mich eine Freude, als 2016 der Film „Die SV Darmstadt 98 Chronik“ gedreht wurde, mit Elisabeth Heinemann und Walter Renneisen mit zu wirken!
Als Verfechter und großer Fan der Heimatsprache, Mundart oder des Dialekts – wie auch immer man es nennen möchte – war ich seit 2016 Mitglied der Jury des „Spirwes“, Darmstädter Preis für Maulkunst und Lebensart, den der Heimatverein Darmstädter Heiner jährlich bis 2023 verliehen hat. Darüber hinaus engagiere ich mich sehr gerne als Botschafter und Vorstandsmitglied der Deutschen Nierenstiftung!

Unter dem Motto von Martin Luther „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“ habe ich in den vergangenen Jahren nicht nur als Hans-Joachim Heist sondern auch als Heinz Erhardt und Gernot Hassknecht gegen Latrinen Humor und RTL2 gekämpft. Leider wurde in diesen Zusammenhang meine Doktorarbeit: „Kastriere die Dummheit und die Menschheit stirbt aus!“ nicht angenommen, weil der Titel schon geklaut war.

Ich darf nun 2024 der 18. Bekennende Heiner sein der ausgezeichnet wird.

Als Träger des Frankfurter Kreuzes mit Umgehungsschleife und als Autor des Buches „Nicht jeder Preis ist eine Auszeichnung“ muss ich hier doch etwas hinterfragen.

Hier bekommt jemand einen Preis, und das finde ich grundsätzlich gut!

Aber ist dieser Preis auch eine Auszeichnung? Prinzipiell muss man diese Frage mit Ja beantworten, doch nicht jede Auszeichnung ist auch Ihren Preis wert! Auch ein, mit einem Preis Ausgezeichneter, muss nicht unbedingt ausgezeichnet sein! Hier stellt sich auch die Frage: Wie hoch ist diese Auszeichnung preislich dotiert?

Aus welchen Gründen auch immer hält man mich für Auszeichnungswürdig:

2015 den Ehrenbrief des Landes Hessen und als Ensemble Mitglied der ZDF „heute show“ ausgezeichnet mit dem Grimmepreis, Deutscher Fernsehpreis, Deutscher Comedy Preis, Bambi und Goldene Kamera.

Die Auszeichnung als „Bekennender Heiner“ hat für mich jedoch einen ganz besonderen Stellenwert, und ich sage in meiner allseits bekannten und unglaublich hessischen Bescheidenheit: „Ich nehme diese Auszeichnung an und bedanke mich von ganzem Herzen!“

 

Hans-Joachim Heist